Sachsen-Anhalt, Polizei Dessau, Landtag, Neues Gutachten im Fall Jalloh-Schwere Vorwürfe gegen Polizei

Mehr als 15 Jahre nach dem ungeklärten Feuertod des aus Sierra Leone stammenden Asysbewerbers Oury Jalloh (Prison Watch berichtete seit Jahren) in einer Dessauer Polizeizelle erhebt ein neues Gutachten schwere Vorwürfe gegen die Polizei Dessau. Von der Festnahme bis zum Tod Jallohs sei fast jede Maßnahme der Beamten am 07.01.2005 fehlerhaft oder rechtswidrig gewesen, sagte einer der beiden Sonderermittler des Landtags, Jerzy Montag. Er und seine Kollegen, Berater Nötzel erklärten, ohne die Fehler wäre Jalloh wahrscheinlich nicht gestorben. Ansätze für neue Ermittlungen gibt es aktuell jedoch nicht. Für den Abschlussbericht benötigten sie acht Monate. Jalloh war in seiner Gefängniszelle in Dessau wenige Stunden nach seiner Inhaftierung verbrannt und gestorben - gefesselt an einer Matratze. Nur einer der seinerzeit im Dienst anwesenden Beamten wurde im Zusammenhang mit dem Vorfall verurteilt. Allerdings nur, weil er die Notrufe des Jalloh aus seiner Zelle wegdrückte und nicht beachtete. Es wird wohl keine weiteren Ermittlungen gegen die Polizeibeamten geben, weil diese sämtlich die Aussage verweigern.

    Hauptsache weggesperrt.


    Die Situation der Gefangenen in Deutschland bleibt weitgehend unbeobachtet. Das Strafvollzugssystem ist ein in sich geschlossenes System, dass allenfalls Aufmerksamkeit findet, wenn gravierende Vorfälle geschehen. PrisonWatch durchbricht diese Schranken, indem auf die Situation der Gefangenen aufmerksam gemacht wird. In ausführlichen Berichten wird die Situation des Strafvollzuges dargestellt und ergangene Rechtsprechung besprochen und kommentiert.