Deutschland, Justizvollzugsanstalten, Besuche hinter Trennscheibe sind nicht ausreichend

In den deutschen Justizvollzugsanstalten sind nun flächendeckend wieder Besuche im geschlossenen Vollzug möglich. Allerdings finden diese nur hinter einer Trennscheibe und mit Personenbegrenzung statt. Zum Teil sind auch die Besuchszeiten massiv verringert worden. Die Besucher und fast überwiegend auch die Gefangenen müssen zudem eine Mund-Nasenbedeckung während des Besuchs tragen Ein Zustand, der für eine gewisse Zeit ausreichend sein mag, doch auf Dauer wird diese Form des Besuchs dazu führen, dass Kontakte zerbrechen und Gefangene völlig alleine dastehen. Ganz abgesehen von den psychischen Folgen für die Gefangenen, die letztlich und seit Monaten bereits einer Isolation unterliegen. Insbesondere die langstrafigen Gefangenen leiden besonders unter der Situation. Die JVAen werden somit Überlegungen anzustellen haben, wie sie reguläre Besuche trotz Corona möglich machen können. Zu denken wäre hier insbesondere daran, Stationen einzurichten, auf die Gefangene zeitweise nach einem Besuch verlegt werden könnten, um eine mögliche Infektion nicht weiter zu tragen. Möglich wäre auch eine Quarantäne im Haftraum nach einem Besuch. Doch klar ist, dass sich auch die JVAen intensiv Gedanken zum weiteren Umgang mit den Besuchern machen müssen. Denn der Besuch ist die einzige Möglichkeit für die Gefangenen Kontakte mit Personen außerhalb der JVA zu unterhalten und auch aufrecht zu erhalten. Telefonate oder Skype-Besuche können dies nicht ersetzen. Dieses dient letztlich auch der Sicherheit der Allgemeinheit, denn es kann nicht im Sinne des Staates sein, das Gefangene ihre sozialen Kotakte verlieren und völlig haltlos entlassen werden. Wenn nur ein wenig Bereitschaft auf Seiten der Justiz besteht, wäre es möglich, wenigstens reguläre Besuche mit den nächsten Angehörigen wieder zuzulassen. Die Justiz betont immer wieder vollmundig, wie modern der Vollzug sein. Das könnte er jetzt unter Beweis stellen.

    Kommentare 2

    • Offener Vollzug in Bielefeld. Nach wie vor nur 5 Stunden Besuchsausgang am Wochenende. Neuer Beschluss vom Ministerium scheint raus zu sein doch hier will man davon nichts wissen. Keine Information und keine weiteren Lockerungen in Aussicht.
    • Moderner Vollzug?
      Behauptet in Bayern niemand - will auch keiner...
      O-Zitat einer Psychologin gegenüber einer Angehörigen: "Das Entfremden der Paare gehört für mich zur Strafe dazu."
      ---und diese Aussage bezog sich auf die normalen, bayerischen, Bedingungen: 1 Stunde Besuch pro Monat, keine Telefonate, keine LZB....

      Da weiß man was man zu erwarten hat!
      Nichts...

    Hauptsache weggesperrt.


    Die Situation der Gefangenen in Deutschland bleibt weitgehend unbeobachtet. Das Strafvollzugssystem ist ein in sich geschlossenes System, dass allenfalls Aufmerksamkeit findet, wenn gravierende Vorfälle geschehen. PrisonWatch durchbricht diese Schranken, indem auf die Situation der Gefangenen aufmerksam gemacht wird. In ausführlichen Berichten wird die Situation des Strafvollzuges dargestellt und ergangene Rechtsprechung besprochen und kommentiert.