Strafvollzug Zunahme von Verordnungen von Psychopharmaka in Haft

Die Ärzte in den deutschen Justizvollzugsanstalten verordnen den Gefangenen immer mehr Medikamente, insbesondere Psychopharmaka. Es ist seit längeren in der Diskussion, dass mehr Gefangene psychisch auffällig sein sollen. Es wird von bis zu 20% gesprochen. Dieses mag eine Erklärung für die Zunahme der Verordnungen sein. Nach unseren Informationen werden solche Medikamente auch an Gefangene abgegeben, die keine psychischen Auffälligkeiten haben. Etwa, weil viele der Medikamente eine schlafanstoßende Nebenwirkung haben. Somit werden Gefangenen starke Psychopharmaka ärztlich verordnet, die bei schweren Depressionen angezeigt sind, unter denen die Gefangenen gar nicht leiden. Es ist zwar zutreffend, dass viele dieser Medikamente als Nebenwirkung auch eine schlafanstoßende Wirkung haben, doch es finden sich dort auch weitere Nebenwirkungen, wie beispielsweise Suizidgedanken. Es ist sehr bedenklich und wird von uns auch massiv kritisiert, dass Gefangenen derartige Medikamente verordnet werden, nur weil man von etwaigen Nebenwirkungen dieser Medikamente und unter Umgehung einer den Gefangenen auch zustehenden medikamentösen Versorgung erhofft, dass sie ihren Zweck erfüllen.


Im Regelfall verordnen die Knast Ärzte diese Medikamente mit dem Argument, dass andere Medikamente (die eigentlich dafür bestimmt sind) deshalb nicht gegeben werden, weil diese (nach langer Einnahmezeit) abhängig machen könnten. Im Ergebnis werden somit den Gefangenen Medikamente durch die Knast Ärzte verordnet, für Erkrankungen, die überhaupt nicht vorliegen. Und dieses geschieht wissentlich und auch vorsätzlich. Aus unserer Sicht spricht viel dafür, dass es sich hier auch um Körperverletzungen handelt. Wir werden die Entwicklung weiter im Blick behalten.

    Hauptsache weggesperrt.


    Die Situation der Gefangenen in Deutschland bleibt weitgehend unbeobachtet. Das Strafvollzugssystem ist ein in sich geschlossenes System, dass allenfalls Aufmerksamkeit findet, wenn gravierende Vorfälle geschehen. PrisonWatch durchbricht diese Schranken, indem auf die Situation der Gefangenen aufmerksam gemacht wird. In ausführlichen Berichten wird die Situation des Strafvollzuges dargestellt und ergangene Rechtsprechung besprochen und kommentiert.